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Häufige medizinische Notfälle auf der Straße: Erkennen und Handeln

Discussion in 'die medizinische Forum' started by Roaa Monier, Aug 11, 2024.

  1. Roaa Monier

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    Häufige medizinische Notfälle auf der Straße und wie man sie handhabt
    Einleitung
    Medizinische Notfälle auf der Straße sind oft unvorhersehbar und stellen eine große Herausforderung dar, insbesondere wenn sich die Situation in einer belebten Umgebung abspielt. Als Arzt oder medizinisches Fachpersonal ist es unerlässlich, jederzeit auf solche Notfälle vorbereitet zu sein, da schnelles und kompetentes Handeln den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten kann. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Leitfaden zu den häufigsten medizinischen Notfällen, die im öffentlichen Raum auftreten können, und erklärt, wie man sie effizient und sicher handhabt. Von Herzinfarkten über Schlaganfälle bis hin zu schweren Blutungen und Verkehrsunfällen – wir decken die gesamte Bandbreite ab und geben praktische Anleitungen für die Soforthilfe.

    1. Herzinfarkt
    Erkennung
    Ein Herzinfarkt, medizinisch als Myokardinfarkt bekannt, ist eine der häufigsten Todesursachen weltweit und stellt einen medizinischen Notfall dar, der eine sofortige Reaktion erfordert. Die klassischen Symptome eines Herzinfarkts umfassen starke Schmerzen oder ein Engegefühl in der Brust, das oft in den linken Arm, den Kiefer oder den Rücken ausstrahlt. Diese Symptome können mit Übelkeit, Schweißausbrüchen, Atemnot und Schwindel einhergehen. Bei Frauen und älteren Menschen können die Symptome atypisch sein und sich durch ungewöhnliche Müdigkeit, Kurzatmigkeit oder sogar Magenbeschwerden äußern.

    Maßnahmen
    Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt ist schnelles Handeln entscheidend. Der Patient sollte umgehend ruhiggestellt und beruhigt werden, um den Stress und die Belastung des Herzens zu minimieren. Der Notruf (112 in Europa) sollte sofort abgesetzt werden, um professionelle medizinische Hilfe anzufordern. Wenn der Patient bei Bewusstsein ist und keine Kontraindikationen vorliegen, kann die Gabe von 300 mg Aspirin helfen, die Blutgerinnung zu verlangsamen und den Schaden am Herzmuskel zu begrenzen. Es ist wichtig, dass der Patient in einer bequemen Position bleibt, vorzugsweise sitzend, um die Belastung des Herzens zu minimieren. Bei Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung sollte sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) begonnen werden. Dies umfasst die Durchführung von 30 Brustkompressionen gefolgt von zwei Beatmungen, bis der Rettungsdienst eintrifft.

    2. Schlaganfall
    Erkennung
    Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, tritt auf, wenn die Blutversorgung eines Teils des Gehirns unterbrochen wird, was zu einem schnellen Verlust von Gehirnfunktionen führt. Die FAST-Methode (Face, Arms, Speech, Time) ist eine effektive Methode, um die Symptome eines Schlaganfalls schnell zu erkennen:
    • Face (Gesicht): Lächelt der Patient, und hängt ein Mundwinkel herab?
    • Arms (Arme): Kann der Patient beide Arme gleichzeitig heben, oder driftet ein Arm ab?
    • Speech (Sprache): Ist die Sprache des Patienten undeutlich, verwaschen oder verwirrt?
    • Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome vorhanden ist, zählt jede Minute. Sofort den Notruf absetzen, da schnelles Handeln entscheidend ist.
    Maßnahmen
    Wenn der Verdacht auf einen Schlaganfall besteht, ist es unerlässlich, den Patienten so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu bringen, das auf Schlaganfallbehandlungen spezialisiert ist. Der Patient sollte ruhiggestellt und beruhigt werden, um den Blutdruck nicht weiter zu erhöhen. Es ist wichtig, den Patienten in eine sichere Position zu bringen, vorzugsweise liegend mit leicht erhöhtem Kopf, um den Blutfluss zum Gehirn zu optimieren. Medikamente oder Flüssigkeiten sollten nicht ohne ärztliche Anweisung verabreicht werden, um das Risiko weiterer Komplikationen zu minimieren. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte der Patient kontinuierlich überwacht werden, insbesondere hinsichtlich seiner Atmung und seines Bewusstseinszustands.

    3. Atemwegsverlegung (Erstickung)
    Erkennung
    Eine Atemwegsverlegung, die durch das Verschlucken eines Fremdkörpers verursacht wird, ist ein weiterer häufiger Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Typische Anzeichen einer Atemwegsverlegung sind plötzliches und heftiges Husten, Keuchen, Panik, eine bläuliche Verfärbung der Haut (Zyanose) und das Greifen an den Hals (klassisches Zeichen für Erstickungsnot).

    Maßnahmen
    Bei einer teilweisen Atemwegsverlegung sollte der Patient ermutigt werden, weiter zu husten, um den Fremdkörper selbstständig zu entfernen. Ist die Atemwegsverlegung jedoch vollständig, sind sofortige Maßnahmen erforderlich. Der Heimlich-Handgriff, auch als abdominaler Druck bekannt, ist eine bewährte Methode, um bei Erwachsenen einen Fremdkörper aus der Luftröhre zu entfernen. Der Retter sollte hinter dem Patienten stehen, seine Arme um die Taille legen, eine Faust direkt über dem Bauchnabel platzieren und mit der anderen Hand die Faust umschließen. Dann werden schnelle, kräftige Druckbewegungen nach oben ausgeführt, um den Fremdkörper herauszubefördern. Bei Kleinkindern sollten anstelle des Heimlich-Handgriffs Rückenklopfen und Bruststöße angewendet werden. Nach erfolgreicher Entfernung des Fremdkörpers sollte der Patient unbedingt ärztlich untersucht werden, um sicherzustellen, dass keine weiteren Verletzungen oder Komplikationen vorliegen.

    4. Bewusstlosigkeit
    Erkennung
    Bewusstlosigkeit, ein Zustand, bei dem der Patient nicht auf äußere Reize reagiert und nicht geweckt werden kann, kann viele Ursachen haben, darunter Hypoglykämie, Schädel-Hirn-Trauma, Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufversagen. Unabhängig von der Ursache ist Bewusstlosigkeit ein ernster Zustand, der sofortiges Handeln erfordert.

    Maßnahmen
    Der erste Schritt besteht darin, die Atemwege des Patienten zu überprüfen und sicherzustellen, dass sie frei sind. Der Patient sollte dann in die stabile Seitenlage gebracht werden, um die Atemwege offen zu halten und das Risiko des Erstickens durch Erbrochenes zu minimieren. Dabei wird der Kopf leicht nach hinten geneigt, der Mund geöffnet, und der obere Arm des Patienten wird angewinkelt, um den Oberkörper zu stabilisieren. Der Notruf sollte umgehend abgesetzt werden. Während der Wartezeit auf den Rettungsdienst sollte der Patient kontinuierlich überwacht werden, insbesondere hinsichtlich seiner Atmung und seines Pulses. Wenn keine Atmung feststellbar ist, muss sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) begonnen werden.

    5. Hypoglykämie (Unterzuckerung)
    Erkennung
    Hypoglykämie tritt häufig bei Diabetikern auf und kann rasch zu schweren Komplikationen führen, einschließlich Bewusstlosigkeit oder sogar Tod, wenn sie nicht schnell behandelt wird. Frühe Anzeichen einer Hypoglykämie umfassen Zittern, Schweißausbrüche, Herzklopfen, Verwirrtheit und Schwäche. Später können sich die Symptome zu Krampfanfällen und Bewusstlosigkeit verschlimmern.

    Maßnahmen
    Wenn der Patient bei Bewusstsein ist und Symptome einer Hypoglykämie zeigt, sollte ihm schnell ein zuckerhaltiges Getränk oder Nahrungsmittel (z.B. Traubenzucker, Saft) gegeben werden, um den Blutzuckerspiegel anzuheben. Der Patient sollte dann überwacht werden, bis die Symptome abklingen. Falls der Patient bewusstlos ist oder nicht in der Lage ist, sicher zu schlucken, darf nichts oral verabreicht werden, um das Risiko einer Aspiration zu vermeiden. In solchen Fällen ist es notwendig, den Notruf abzusetzen und auf professionelle medizinische Hilfe zu warten. Eine intravenöse Glukosegabe oder die Verabreichung von Glucagon (falls verfügbar) kann lebensrettend sein und sollte bei Eintreffen des Rettungsdienstes sofort erfolgen.

    6. Epileptischer Anfall
    Erkennung
    Ein epileptischer Anfall wird durch eine abnorme elektrische Aktivität im Gehirn verursacht und ist durch plötzliche, unkontrollierte Muskelzuckungen, Bewusstseinsverlust und möglicherweise Schaum vor dem Mund gekennzeichnet. Manchmal tritt auch eine Zyanose aufgrund von Atemproblemen auf.

    Maßnahmen
    Während eines Anfalls sollte der Patient vor Verletzungen geschützt werden, indem scharfe oder gefährliche Gegenstände aus seiner Nähe entfernt werden. Der Patient sollte nicht festgehalten oder gewaltsam bewegt werden, und es sollte nichts in seinen Mund gesteckt werden, um das Risiko einer Zahn- oder Kieferverletzung zu vermeiden. Nach dem Anfall, auch als postiktale Phase bekannt, sollte der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden, um die Atemwege frei zu halten. Der Notruf sollte abgesetzt werden, insbesondere wenn es sich um den ersten Anfall handelt, der Anfall länger als fünf Minuten andauert, oder der Patient nach dem Anfall nicht wieder zu vollem Bewusstsein kommt.

    7. Starke Blutungen
    Erkennung
    Starke Blutungen, insbesondere aus äußeren Verletzungen, können lebensbedrohlich sein, wenn sie nicht schnell gestoppt werden. Anzeichen einer starken Blutung sind ein sichtbarer Blutstrom aus einer Wunde, der nicht von selbst aufhört, sowie Symptome eines Schocks, wie blasse Haut, Schwitzen, Schwäche und Verwirrtheit.

    Maßnahmen
    Der erste Schritt bei der Behandlung starker Blutungen besteht darin, direkten Druck auf die Wunde auszuüben, um die Blutung zu stoppen. Ein steriler Verband oder ein sauberes Tuch sollte verwendet werden, um die Wunde abzudecken und den Druck aufrechtzuerhalten. Wenn die Blutung weiterhin stark ist, sollte ein Druckverband angelegt werden. Falls die Blutung in einem Bereich auftritt, in dem ein Tourniquet (Abbindesystem) verwendet werden kann, z.B. an den Extremitäten, sollte dieses nur als letzte Maßnahme und mit äußerster Vorsicht angelegt werden, da es das Risiko von Gewebeschäden birgt. Der Patient sollte flach auf dem Rücken gelagert werden, um einen Schock zu vermeiden, und der Notruf muss sofort abgesetzt werden. Es ist wichtig, den Patienten kontinuierlich zu überwachen, bis professionelle Hilfe eintrifft.

    8. Trauma durch Verkehrsunfall
    Erkennung
    Verkehrsunfälle sind eine häufige Ursache für multiple Verletzungen, die von einfachen Knochenbrüchen über schwere innere Blutungen bis hin zu lebensbedrohlichen Schädel-Hirn-Traumata reichen können. Typische Verletzungen bei Verkehrsunfällen umfassen Kopfverletzungen, Wirbelsäulenverletzungen, Thoraxtraumata und schwere Blutungen.

    Maßnahmen
    Die erste Priorität bei einem Verkehrsunfall ist die Sicherheit der Umgebung, sowohl für den Patienten als auch für den Helfer. Bevor Maßnahmen ergriffen werden, sollte die Unfallstelle abgesichert werden, um weitere Verletzungen zu verhindern. Der Patient sollte nur bewegt werden, wenn er sich in unmittelbarer Gefahr befindet, z.B. in einem brennenden Fahrzeug oder auf einer stark befahrenen Straße. Ansonsten ist es wichtig, den Patienten zu stabilisieren, insbesondere wenn ein Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung besteht. In solchen Fällen sollte der Patient immobilisiert und der Kopf in einer neutralen Position gehalten werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Der Notruf muss sofort abgesetzt werden, und lebensrettende Maßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) sollten bei Bedarf durchgeführt werden. Es ist auch wichtig, den Patienten kontinuierlich auf Anzeichen eines Schocks oder einer Verschlechterung des Zustands zu überwachen.

    9. Asthmaanfälle
    Erkennung
    Asthmaanfälle sind durch plötzliches Keuchen, Atemnot und ein Engegefühl in der Brust gekennzeichnet. Diese Symptome können durch eine Vielzahl von Auslösern wie Allergene, körperliche Anstrengung oder kalte Luft verstärkt werden. In schweren Fällen kann der Patient Schwierigkeiten haben zu sprechen, blass oder bläulich erscheinen und in Panik geraten.

    Maßnahmen
    Bei einem Asthmaanfall sollte der Patient beruhigt werden und in eine sitzende Position gebracht werden, um die Atemwege zu entlasten. Wenn der Patient einen Inhalator hat, sollte er diesen sofort verwenden. Die übliche Dosis besteht aus zwei Inhalationen mit einem bronchienerweiternden Medikament (z.B. Salbutamol). Wenn keine Besserung eintritt oder der Anfall schwer ist, sollte der Notruf abgesetzt werden. In der Zwischenzeit kann der Patient weitere Dosen des Inhalators verwenden, bis professionelle Hilfe eintrifft. Es ist auch wichtig, den Patienten kontinuierlich zu überwachen, insbesondere wenn die Atmung weiter erschwert wird.

    10. Hitzschlag
    Erkennung
    Ein Hitzschlag ist ein lebensbedrohlicher Zustand, der durch eine Überhitzung des Körpers verursacht wird und typischerweise bei extremer Hitze oder körperlicher Anstrengung in heißem Wetter auftritt. Die Körpertemperatur steigt auf über 40°C, was zu Verwirrtheit, Schwindel, Übelkeit und Bewusstlosigkeit führen kann. Die Haut ist heiß, trocken und gerötet, da die Schweißproduktion eingestellt wird.

    Maßnahmen
    Der erste Schritt bei der Behandlung eines Hitzschlags besteht darin, den Patienten sofort in den Schatten zu bringen und ihn mit kühlem Wasser zu übergießen oder feuchte Tücher auf den Körper zu legen, um die Körpertemperatur zu senken. Falls möglich, sollte der Patient in einen klimatisierten Raum gebracht werden. Kühlduschen oder Bäder sind besonders wirksam, um die Körpertemperatur schnell zu senken. Der Patient sollte in eine sitzende oder liegende Position gebracht werden, und kühle Getränke sollten angeboten werden, sofern der Patient bei Bewusstsein ist. Der Notruf muss sofort abgesetzt werden, da ein Hitzschlag ohne medizinische Intervention schnell tödlich verlaufen kann. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte der Patient kontinuierlich überwacht werden, insbesondere hinsichtlich seiner Atmung und seines Bewusstseinszustands.
     

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